Kaum zu glauben, aber tatsächlich wahr: Es war vor 40 Jahren vom 4. Mai (Donnerstag) bis zum 19. Mai 1972 (Freitag), dass die Klasse 11a ihren unvergesslichen Aufenthalt („Schullandheim 1972“) im Martelltal verbrachte. Höhepunkte waren dabei am 10. Mai eine Dolomitenrundfahrt, am 13. Mai eine Fahrt nach Meran, am 14. Mai der Besuch einer Falknerei und – last but not least – das „Abschlussfest“ am 18. Mai (Weinproben u.a., auch nächtliche Privatfeten außen vor gelassen).
„Unvergesslich“? Wem Einzelheiten mittlerweile aus dem Gedächtnis entronnen sind, für den gibt es eine außerordentlich hilfreiche Erinnerungsstütze in Rudolfs „Schullandheim-Gedicht“, einer Art „Tagebuch in Reimform“, das hier in voller Länge publiziert wird (vielen Dank, Rudolf!):

[Gedicht von Rudolf zum Schullandheimaufenthalt Martelltal/Südtirol, 4.-19. Mai 1972. Begleitende Lehrer: Elmar Herrmann, Karin Meisenbach]
was hier steht in diesem werke
entstand spaßeshalber also merke
wer hier keinen spaß versteht
oder gar das wort im munde mir verdreht
dem will ich schnell erst etwas sagen
und zwar daß er mich kann ….
und das an allen tagen
unter mithilfe aller besonders
lydia […] richard […]
stephan […] kurt […]
und meiner fleissigen sekretärin
sybille […]
1. tag [ 5.05.72 ]
wir wollten mal auf großfahrt gehen
um martell uns anzusehen
um 030 ging es los
und die freude wart schon groß
doch leider gab es ärger gleich am anfang
als die para‑klasse mit dem olaf laut sang
denn das fiel nicht uns nur auf den wecker
sondern auch der polizei vom neckar
die dann schnell vorbeigefahren kam
und den leuten ihren mut dann nahm
der bus fuhr rasch dann fort
an den heiß ersehnten ort
da das buslicht mußte brennen
konnte keiner von der meute pennen
die fahrt die dauerte dann sehr lang
und manchem wurde schon recht bang
doch als der kaffee wart getrunken
waren die sorgen schnell gesunken
nach der ankunft welch ein jubel
begann der große trubel
die meisten gingen früh zu bett
doch zimmer 3 fand das nicht nett
denn das bett das konnte sie nicht locken
sie wollten lieber neben vollen flaschen hocken
auch elmar war da noch dabei
und zog der zigarettenzüge drei
2. tag [ 6.05.72 ]
am samstag war elmar gleich sauer
denn wie er sah konnt auf die dauer
der tagesspruch nur ärger machen
doch wir wir konnten nur darüber lachen
am mittag gab es was vom rind
das wurde gegessen sehr geschwind
denn hunger ja den hatten wir
doch leider gab’s dazu kein bier
zur verdauung lief man rum
und sah sich in der gegend um
einem teil davon war dies zuviel
er pflegte drum das fußballspiel
auch elmar war von der partie
und verschoß einen elfer wie noch nie
am abend ging’s dann zum schwof
das fand der großteil gar nicht doof
doch als man fast zwei stunden lief
hing die stimmung ein wenig schief
als dann der wein war auf dem tisch
fühlte man sich gleich wieder frisch
wo zur polonäse wart geblasen
sprangen wir wie junge hasen
durch den saal kreuz und quer
auf und nieder hin und her
auf offenem lkw ging man nach haus
bis auf den wind machte uns das gar nichts aus
im hause wurde noch gesoffen
weil man sich in zimmer 3 hat getroffen
denn ursel wollte bauchtant (!) machen
und brachte uns damit zum lachen
doch elmar fand das gar nicht fein
denn er verlor dadurch nen braunen schein
als die meisten schon gegangen
war der rest im zimmer eingefangen
aber elmar machte das nichts aus
er sprang sofort zum fenster raus
3. tag [ 7.05.72 ]
auch der sonntag begann recht heiter
denn es ging mit einem ’schoppen weiter
am nachmittag die hoh‘ kapelle lockte
wo uns oben gleich was schockte
denn dort da fuhr ein lauter motorroller
mit ’nem ausgewachsenem höhenkoller
doch karin fackelte nicht lang
und machte den verrückten fahrer bang
nach dem abstieg gab es was zu essen
doch nichts besonderes denn ich hab’s vergessen
nach einigen spielen sich die meisten dann ins bett begaben
während andere sich am martini labten
4. tag [ 8.05.72 ]
auch der montagmorgen begann wie immer
mit dem aufstehen welches wurde schon immer schlimmer
denn ausgeschlafen waren längst nicht alle
man kam ja nur ins bett von fall zu falle
doch war das aufstehen dann gelungen
wurde gleich zum frühsport lauf geklungen
nach dem frühsport wurde gedacht
für jede arbeitsgruppe die wurde gemacht
abzugeben ist am letzten
damit der d i r e x lernt uns schätzen
spiele auf dem programm dann standen
wo man einen treffer konnte landen
zuar (!) waren diese treffer klein
nur etwas schokolade aber fein
doch hat das gar nichts uns gemacht
denn jeder hat ja laut gelacht
vor allem bei dem einen spaß
als elmar im naßen (!) schwamme saß
abends wurde dann geschaut
aus einem apparat der aufgebaut
denn der herbergsvater [Pension Ortler] hatte dias organisiert
und karin hat sie kommentiert
5. tag [ 9.05.72 ]
am dienstag stiegen wir hinauf
zur stallwies die da oben drauf
gut situiert and hoch gelegen
weitab von allen wegen
für die wege gab es karten
aber auf den durchblick mußte elmar warten
denn kartenlesen ist nicht 1eicht
und elmar hat es nie erreicht
beim rückweg ging’s ins waldheim rein
wo’s gab den fetten speck und wein
vom waldheim lief man dann zurück
doch einige die hatten glück
sie fuhren auf dem mistwagen nach haus
oh wie sahen danach die hosen aus
6. tag [ 10.05.72: Dolomitenrundfahrt ]
morgens um 8 uhr brachen wir auf
über meran und bozen zum karer see rauf
weiter ging’s zum sella‑pass
mit einer kleinen mittagsrast
nach dieser stärkung fuhren wir fort
nach bozen an den schönen ort
wo wir freien auslauf hatten
zum kaffeetrinken unterm schatten
doch lange wärte (!) dieser nicht
denn es zog auf ’ne dicke regenschicht
danach war’s elmar ziemlich schlecht
denn er brauchte wein das war uns nur recht
fünf flaschen hatte er spendiert
wonach einige ziemlich lädiert
am abend noch heiß diekutierten (!)
über das schullandheim daß (!) angeblich explodierte
die diskussion die hat’s gebracht
und war dicke Luft über die hinterher wurde nur gelacht
7. tag [ 11.05.72 ]
der gasthof am see war unser Ziel
davon versprachen wir uns viel
’ne zünftge musi heißen wein
da kann man wirklich lustig sein
Das war der tagesspruch vom donnerstag
gemacht von inge mittelbach
am vormittag da ging’s sehr bald
nach dem nahegelegenem bad salt
nach dem mittagessen kamen wie immer
in der gruppe dünne gedankenschimmer
denn die gruppenarbeit war schwer
was wir alle merkten seht
zum hüttenabend ging’s dann mit dem lkw
zum gasthof an dem zufrittsee
dort gab es nach kurzem hin und her
einen glühwein der war nicht sehr schwer
auch wurde stimmung dann gemacht
durch die kapelle die mitgebracht
8. tag [ 12.05.72 ]
der freitag stand im zeichen der …
wer’s weiß der braucht’s gedicht nicht mehr
dem (!) anderen will ich’s schnell noch sagen
damit sie ihre köpfe nicht sehr plagen
nach der bilanz von jeder gruppe
gab es theater, schimpf und suppe
anschließend gab es auch ’nen fisch
auf dem blank gefegten tisch
ins gelände ging’s danach
runter an den kleinen bach
wo wir dann die schokolad versteckten
und manchen plan aushegten (!)
um in das feindliche lager zu gelangen
um den anderen ihren schatz fangen
als das spiel beendet war
waren die zäune nicht mehr ganz ist doch klar
doch wir wir schalteten sehr schnell
und gingen hin mit unserem el …
um den schaden zu reparieren
und die zäune zu bandagieren
9. tag [ 13.05.72: Meran-Fahrt ]
am samstag war wieder eine fahrt mal dran
und zwar zum städtebummel in meran
um 810 uhr da fuhren wir ab
ob munter oder schlapp
denn dabei sein wollten alle
man muß ja einkaufen. von fall zu falle
mittags ging’s dann ohne bier
nach schlanders wo um 5 vor 4
ein fußballspel wurd übertragen
und dem die meisten konnten nicht entsagen
gemeinsam fuhren wir dann sehr schnell
zurück ins tale von martell
gegessen wurde dann zu haus
und zwar wieder den selben schmaus
danach wurden die tische zurechtgerückt
und getanzt wie verrückt
das tanzturnier das war sehr heiß
man hat’s gesehen an lydias und günthers schweiß
dann fiel uns nichts mehr ein
und man ging wie immer pünktlich ins Bett hinein
10. tag [ 14.05.72: Falknerei ]
aufgestanden wurde gleitend
da das frühstück war noch nicht bereitet
danach ging es in die kirche rein
oder zu ’nem schoppen wein
zum mittagessen und das ist nicht gelogen
gab’s für jeden einen ¼ Vogel
der sehr schwer zu verdauen war
aber bei seinem alterwar (!) das klar
gewandert wurde dann zur falknerei
wo sich richard eins zwei drei
seinen fuß verstauchte an ’nem stein
was karin fand ganz fein
denn so kam sie schnell nach haus
und konnte sich endlich schlafen aus.
am Abend ging’s dann sehr bald
in den nah gelegenen wald
wo wir ein lagerfeuer machten
für die mitgebrachten sachen
gebraten wurde jede menge wurst
wein und bier waren für den durst
doch schmeckten die würste nicht sehr gut
und stephan warf mit sehr viel Mut
vier von diesen in den bach
damit die fische auch was haben von dieser sach
11. tag [ 15.05.72 ]
auch dieser tag fing an wie immer
mit gruppenarbeit die wurd immer schlimmer
denn allmählich fiel einem nichts mehr ein
doch in die story mußte was rein
egal ob abgeschrieben oder frei erdacht
hauptsache die sache war bald gemacht
der abend war frei dann zur information
sechs lehrer und ein pfarrer waren da
und gaben auskunft ziemlich klar
über das martelltal und seine sorgen
danach ward dann geschlafen bis zum anderen morgen
12. tag [ 16.05.72 ]
das aufstehen war wieder wie gewöhnlich
das frühstück auch ganz unpersönlich
in den gruppen zur arbeit aufgeteilt
saßen wir und waren gelangweilt
denn gruppenarbeit die war verpöhnt (!)
wir sind viel zu sehr verwöhnt
besonders richard nahm den kuli nie in die hand
denn das war nichts für ihn wie er es nannt
am nachmittag ging’s dann zum zufrittsee
das war mal wieder elmars schnapsidee
mit „prophylaktisch“ machte er sich wichtig
doch wir wir trixten (!) dafür richtig
denn am waldheim war ’ne rast sodann
wo die meisten warteten bis der Ikw dann kam
als elmar uns dann auf halber strecke sah wurde er gleich heiter
denn wir ließen uns überreden und liefen von dort aus weiter
von der enzianhütte ging es dann zurück
selbstverständlich wieder mit lkw – oh was für ein glück
die abendgestaltung die war dann frei
wo kurt seine socken wusch und zwar mit rei
die anderen pflegten noch das kartenspiel
aber unserem klaus‑peter war das wohl zu viel
denn es ging ihm überhaupt nicht gut
gottseidank machte gaby ihm wieder mut
13. tag [17.05.72 ]
das frühstück fand um 730 statt
und als wir alle waren satt
da fuhr der bus nach kaltern uns
in bozen gab’s ’nen aufenthalt
auf machte sich da jung und alt
um wein und andere sachen einzukaufen
damit man am abend konnte wieder saufen
die fahrt ging weiter an den kalterer see
wo’s recht kalt war – ach oweh
und man eine bootsfahrt unternahm
der wind jedoch recht stürmisch kam
dadurch man wurde pitsche naß
wenn man im boot hinten saß
die nicht bootgefahren waren wie besessen
sie wollten in kaltern Mittagessen
um 200 wurden dann die anderen abgeholt
denn es ging, ins weinmuseum wie gewollt
die führung dort übernahm herr oberauch
ein alter mann mit dickem bauch
er erzählte uns ’ne menge über wein
durch den man kann recht lustig sein
was wir alle auch erlebten
als nach der weinprobe die gemüter schwebten
[ … Rest fehlt; Seitenende]
er brüllte ohne sinn und zweck
das fuhrwerk vor uns muß weg
nach langer fahrt wieder zu haus
ging nach dem essen das licht bald aus
nur unserer lehrer haben noch zelebriert
die ostverträge waren ja ratifiziert
14. tag [ 18.05.72 ]
aber ein punkt auf unserem programm noch stand
den jeder ziemlich gut noch fand
„bunter Abend“ nannte sich dieser
er war sicherlich nichts für spießer
denn manchmal ging es ziemlich heiter her
weil die bowle schmeckte sehr
es war der richtige abschluß dieser tollen tage
und ich glaube es ist nicht gelogen wenn ich jetzt sage
das schullandheim das war ’ne tolle sach
dank herrmann und dank meisenbach